dass schwaches über starkes siegt

starres geschmeidigem unterliegt

wer wüsste das nicht?

doch wer handelt danach!

Laotse, Taoteking, Kap. 78 

 


Es heißt, durch das regelmäßige Üben von Tai Chi Chuan erwerbe man die "Gesundheit eines Holzfällers, die Beweglichkeit eines Kindes und die Gelassenheit eines Weisen.“  Das klingt verheißungsvoll; doch selbst regelmäßiges Üben nützt wenig, wenn man regelmäßig falsch übt.

 

Viele glauben, sie können Tai Chi, sobald sie eine „Tai Chi Form“ gelernt haben. Aber mit einer Tai Chi Form ist es so ähnlich wie mit einem leeren Ball: Solange man nicht weiß, wie man ihn mit Luft füllen kann, ist er nutzlos. Wer seine Form „füllen“ will, braucht song. Song ist ein chinesisches Wort, das oft mit „locker" oder "entspannt“ übersetzt wird. Seine Bedeutung geht über Entspannung im gebräuchlichen Sinn aber weit hinaus. Song verlangt

  • eine korrekte, aufrechte Körperausrichtung
  • das Loslassen aller überflüssigen Kraft
  • bewusste Aufmerksamkeit

Neben körperlichen Spannungen müssen auch mentale Konzepte und Vorstellungen fallen gelassen werden. Je mehr man loslassen und dabei seine Struktur bewahren kann, desto mehr Energie (qi) fließt und entspannte innere Kraft (ching) entwickelt sich: Die Form füllt sich mit Inhalt. 

 

Song ist eigentlich kein Zustand, sondern ein lebendiger und lebenslanger Prozess voller Überraschungen und Abenteuer. Allen, die sich darauf einlassen, wird Tai Chi mehr nützen, als sie sich vorstellen können.